Bauten

05|2024

Zwolle: Gleisvorfeldbrücke mit Zusatznutzen

Zentrumsnahe Bahnhöfe sind wichtige Bausteine moderner Mobilität, aber ihre Gleise behindern vielerorts die innerörtliche Mobilität. Sofern die Schienen nicht unter der Erde liegen schaffen Unterführungen oder Brücken Abhilfe. Im Auftrag der Gemeinde Zwolle und des niederländischen Bahnbetreibers ProRail entsteht im Zentrum von Zwolle (Provinz Overijssel) derzeit eine 130 m lange Fußgängerbrücke („Passerelle“) über das Gleisvorfeld des Bahnhofs Zwolle.

 Die Holzbrücke, die von der Baufirma Dura Vermeer errichtet wird, soll hier aber deutlich mehr können als die Bahnsteige für Zugreisende mittels eines Stegs über das Gleisvorfeld zu erschließen. An der Westseite des Bahnhofs schafft sie eine Verbindung zwischen dem historischen Ortszentrum und dem Quartier „Spoorzone“ an der Südseite des Bahnhofs, das so eine deutliche Aufwertung durch verbesserte Erreichbarkeit erfährt. Die 10 m breite Brücke mit parkähnlicher Anlage ist breit wie eine Hochstraße, aber nur für Fußgänger vorgesehen. Die Brückenbauspezialisten von ipv Delft creatieve ingenieurs und die Landschaftsarchitekten Karres en Brands Landschapsarchitecten B.V. planten breite, begrünte und beleuchtete Wege und Treppen, außerdem Sitzgelegenheiten und eine sichtbare Wasserführung. Drei Aufzüge unterstützen die Zugänglichkeit. Die Tragwerksplanung erfolgte durch das Ingenieurbüro Miebach. Die Montage der Holzbau-Komponenten der Brücke begann Ende April und dauerte eine Woche bis Anfang Mai, dabei wurde rund um die Uhr gearbeitet.

Die Balkenbrücke mit fünf Feldern hat ein getrepptes Holztragwerk aus blockverklebtem Brettschichtholz. Sie wurde in 12 Teilsegmenten bei Schmees und Lühn Holz- und Stahlingenieurbau in Niederlangen vorgefertigt. Dort fand auch eine Vormontage statt, um Verzögerungen auf der Baustelle vorzubeugen. Das CLT-Deck ist wie ein Gründach mit einer wasserdichten Ebene überzogen, damit die Holzträger darunter geschützt sind. Das Deck wird mittels einer Sensormatte feuchtetechnisch überwacht, es bleibt für spätere Reparaturen zugänglich. Das Geländer ist eine Kombination aus Glaselementen mit Edelstahl-Seilnetzen und einem Holzhandlauf.

  • Architektur/Planung: ipv Delft creatieve ingenieurs, Karres en Brands Landschapsarchitecten B.V. 
  • Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Miebach
  • Bauausführung: Dura Vermeer
  • Holz-Stahlbau: Schmees und Lühn Holz- und Stahlingenieurbau
  • Fotos: Zwolle; Karres en Brands; ProRail