Bauten

09|2024

Kommunales Kreislaufwirtschaftsprojekt: Scheune in Asker

Die norwegische Gemeinde Asker war im Mai 2022 von der EU ausgewählt worden, um an deren Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft (Circular Cities and Regions; CCRI) teilzunehmen - als eine von 12 Pilotstädten unter mehr als 100 Bewerberinnen. Die Gemeinde im Großraum Oslo mit rund 98.000 Einwohnern hatte sich mit einem kleineren Bauprojekt beworben: einer Bauernscheune von 1887, die das Landschaftsbild immer noch prägt. Ziel des Projekts von Asker kommune war die Schaffung eines Systems zur Förderung von Kreislaufwirtschaft bei Bau- und Konstruktionsmaterialien. Die baufällige Scheune „Nedre Sem Låve“ sollte als Kulturdenkmal restauriert werden. Der nach Plänen des Architekturbüros Holar entworfene Neubau wird künftig als kommunales Wohn- und Arbeitszentrum für Menschen mit Einschränkungen dienen - mit Hofladen, Schreinerei und Großküche im Erdgeschoss und Pflegeeinrichtungen im OG.

Im September 2022 wurde der Bauvertrag mit Veidekke Norge für ein schlüsselfertiges Projekt (umgerechnet 8,9 Mio. Euro) abgeschlossen. Veidekke als Generalauftragsnehmer konzentrierte sich dabei auf das industrielle Potenzial des Projekts. Bei einem Projekt mit 2.000 m² Fläche schien das Risiko überschaubar. Einen Monat später begann der Rückbau von Brettern, Balken, Ziegeln und Natursteinen. Alle im Winter 2022/23 demontierten Teile blieben erhalten und wurden so weit wie möglich beim Neubau wiederverwendet. Form und Erscheinungsbild sollten ebenfalls erhalten bleiben, der Bau eine gut gedämmte Gebäudehülle bekommen sowie Geothermie und Sonnenstrom genutzt werden.

Vorhandene Materialien aus der ursprünglichen Scheune wurden dokumentiert, getestet, gereinigt, auf neues Maß gebracht und erneut eingesetzt, fehlende Elemente aus anderen Recycling-Quellen hinzugenommen. Für die Abwicklung laufender Kreislaufprojekte wurde Veidekke Sirkulær gegründet. Holzmaterialien der ursprünglichen Scheune, die sich projektintern nicht verwenden ließen, wurden an ein anderes Projekt gespendet. Viele Teile der Sprinkleranlage stammen von einem anderen Veidekke-Projekt, ebenso Holzfaser-Dämmstoffe und Heizkörper, Türen und Küchen wie auch die Materialien für den Außenbereich, die von anderen Projekten gespendet wurden. Entsprechend den Future-Built-Kriterien wurden im Scheunen-Neubau keine Kunststoffe eingesetzt.

Die größte Herausforderung dabei war die Logistik der Kreislaufwirtschaft. Das Wichtigste war aber der Kooperationsvertrag mit den Unterauftragnehmern, außerdem Berater mit Wiederverwendungs-Fachwissen angeheuert. Eine detaillierte Materialerfassung zu Beginn des Projekts und der Dialog mit einer lösungsorientierten, flexiblen Bauherrschaft seien entscheidend für das Gelingen dieses Projektes gewesen, das im Frühjahr 2024 fertig wurde.

  • Architekur: Architekturbüro Holar 
  • Bauherr: Asker kommune 
  • Bauausführung: Veidekke Norge 
  • Fotos/Renderings: Veidekke; Holar; Asker kommune