Bauten

09|2024

Eine Schutz- und Ausstellungshalle für einen der letzten Küstensegler

Eine Jekt ist ein norwegischer Lastensegler, der über einen Zeitraum von 400 Jahren den Seetransport entlang der norwegischen Westküste dominierte: Ein offener, vorne bauchiger, aber flach gehender Segelschiffstyp, dessen Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen von Motorantrieben endete. Die sehr seetüchtige Jekt verbindet typische Schiffbauelemente aus der Wikingerzeit mit denen späterer Zeiten: Ein offener Rumpf (ohne Deck) mit hoch gezogenem Vorsteven, Klinker-Beplankung, ein rahgetakelter Mast und ein schmaleres Achterschiff mit kleiner Kajüte für die Besatzung. Die Jekts waren Lastesel, im Prinzip Vorläufer auf der berühmten Postschiffroute. Sie dienten sehr erfolgreich dem Handel und Transport von Fisch, Tran, Bau- und Brennholz, Vieh, aber auch Getreide und vielen anderen Produkten, hatten aber den Nachteil der Abhängigkeit von günstigen Windverhältnissen.

Die Museen von Sogn und Fjordane wollen eine der letzten von rund 3.000 Jekts, die je gebaut wurden, von denen aber fast keine mehr übrig sind, der Nachwelt erhalten: die 1881 gebaute „Holvike-Jekta“. Sie liegt schon seit 1915 beim NORDFJORD FOLKEMUSEUM in Sandane als Exponat an Land; immerhin unter Dach und einigermaßen vor Witterungseinflüssen geschützt. Weil es sich bei der Holvike-Jekta aber um einen originalen Bautyp der Jekt mit Klinkerbeplankung handelt, soll das historisch wertvolle, 20 m lange Holzschiff nicht nur besser geschützt, sondern auch konserviert und präsentiert werden.

Die Museen haben das Unternehmen Veidekke Norge als Generalunternehmer mit dem Bau einer neuen Ausstellungshalle beim Nordfjord Folkemuseum beauftragt. Im August wurde das Holztragwerk für das Gebäude direkt am Gloppefjord errichtet, einem Seitenarm des Nordfjords. Woodcon AS hat den Holzbau mit CLT und BSH von Stora Enso und Moelven Limtre und Verbindungsmitteln von Rothoblaas errichtet. Der Entwurf für den schlichten Holzbau kommt vom Architekten Ola Sendstad. Die Tragwerksplanung lieferten die Büros Ny Struktur AS und Woodplan GmbH. Auf einem der Fotos ist die Jekt „Pauline“ abgebildet, die noch zur See fährt. Das Projekt in Sandane, mit dessen Planung 2013 begonnen wurde, kostet rund 45 Mio. NOK. Die Holvikejekta soll im Sommer 2025 in ihrem neuen Heim besichtigt werden können. Derzeit lagert sie in einer Planenhalle neben der Baustelle.

• Architektur: Ola Sendstad 
• Tragwerksplanung: Ny Struktur AS, Woodplan GmbH 
• Generalunternehmer: Veidekke Norge 
• Holzbau: Woodcon AS, Stora Enso, Moelven Limtre, Rothoblaas 
• Fotos/Renderings: Veidekke, Ola Sendstad /Woodcon, Stiftelsen Egge Museum