Bauten

10|2024

„Vier Wände“ aus vier Modulen – gleich mit Satteldach

Ein interessantes Beispiel dafür, in wie kurzer Zeit sich gut vorausgeplante Holzhäuser montieren lassen. Zwar geht es bei diesem Projekt „nur“ um ein Tiny House, aber mit 55 m² im EG (und mit 89 m² insgesamt, wenn man eine Teilfläche im OG hinzurechnet) ist es eigentlich schon ein kleines Einfamilienhaus. Was hier in Sachen modularem Bauen funktioniert, lässt sich mit guter Planung und mehr Modulen sicher auch im „normalen“ EFH-Bereich bzw. in der Bestandssanierung umsetzen, z.B. wenn Dachstühle abgeräumt und die Häuser „eine neue Mütze“ bekommen.

Das hier vorgestellte Holzbauprojekt wurde im Frühjahr 2024 im Märkischen Kreis (NRW) realisiert, und zwar mit viel Holz von einer Kalamitätsfläche im Gelzhäuser Forst (westliches Sauerland). Die Gelzhäuser Forst GmbH in Kierspe-Belkenscheid (rund 70 km nordöstlich von Köln) hat aus der Not (seit 2019 absterbender Fichtenbestand) eine Geschäftsidee entwickelt. Um ihren Familienbetrieb zu retten, setzten die Geschwister Lisa und Timo Gelzhäuser die Idee um, aus ihrem Fichtenholz Häuser zu bauen statt es zu Käferholzpreisen irgendwie verwerten zu müssen. Etwa 50% des für dieses Projekt verarbeiteten Holzes wurden von Gelzhäuser selbst geerntet, auf einer Mobilbandsäge eingeschnitten, getrocknet und zu Blockbohlen (mit Schwalbenschwanz-Eckverbindung!) für die Innenwände der Module aufgearbeitet.

Die vier Module, aus denen das Satteldachhaus für eine private Bauherrin in Meinerzhagen im April an einem Tag zusammengesetzt wurden, entstanden in der Werkhalle von Zultner Holzrahmenbau in Hückeswagen – mit weiterem zugekauftem Holz und Dämmstoff. Geplant wurde es von Prause Holzbauplanung GmbH & Co. KG in Lindlar. In enger Zusammenarbeit mit Gelzhäuser Forst und dem ausführenden Holzbauunternehmen erstellte Prause die statischen Nachweise und beteiligte sich maßgeblich an der Entwicklung von Details und Anschlüssen. Das Haus steht am Hang auf einem Beton-Stahlträgerfundament. 

Gelzhäuser Forst vertreibt seit 2023 Jahr sog. „Organic Tiny Houses“. Das Konzept dieser Modulhäuser orientiert sich an dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Das Augenmerk liegt dabei auf der Verwendung regionaler, leimfreier Produkte sowie der Demontierbarkeit aller Verbindungen. Ziel des Organic-Tiny-House-Projekts war, Häuser aus nachwachsenden Rohstoffen in Modulbauweise zu fertigen, die zur individuellen Anpassung der Gebäudemaße, der Dachform und weiterer Details online konfigurierbar sind. Den Anfang machte ein „echtes“ Tiny House, dessen Wohnkonzept in Zusammenarbeit mit der Zimmerei Zultner und der Technischen Universität Dortmund entwickelt wurde. Es wurde im Gelzhäuser Forst in Kierspe als Musterhaus aufgestellt.

  • Generalunternehmen: Gelzhäuser Forst GmbH 
  • Planung: Prause Holzbauplanung GmbH & Co. KG 
  • Holzbau: Zultner Holzrahmenbau 
  • Fotos: Prause Holzbauplanung