Bauten
11|2025
Bankzentrale wird „Paris proof“ saniert
Die niederländische Bank ABN Amro saniert nach rund 40 Jahren Betriebszeit ihre Unternehmenszentrale in Amsterdam grundlegend, um sie „Paris proof“ zu machen, also den Anforderungen des Klimaabkommens anzupassen, bzw. diese noch zu übertreffen. Nach dem Willen der Investoren (Bank und Developer EDGE) soll es ein Leuchtturmprojekt für andere sanierungsfähige Bestandsbüros werden - wenigstens in den Niederlanden, aber auch darüber hinaus. Das Gebäude liegt 10 km südöstlich des Hauptbahnhofs an einer Straße namens „Foppingadreef“, deshalb hat das Bauprojekt auch den Spitznamen „Fopp“ bekommen. Es ist aktuell die größte Bürobaustelle der Niederlande.
ABN AMRO entstand 1991 durch Fusion der Kreditinstitute ABN und AMRO. Die AMRO-Bank hatte den originalen Komplex in den 1980er Jahren nach Plänen des Architekturbüros Broekbakema bauen lassen - schon damals vom Layout her ein sehr modernes und seinerzeit auch Energie sparendes Gebäude. Der ursprüngliche Komplex besteht aus einer Silhouette mit einem Hauptgebäude und drei Kernen mit kleinen Y-förmigen Büroflügeln und mit einem für die damalige Zeit hochmodernen Handelsraum.
Broekbakema Architekten erhielten von Developer EDGE erneut den Auftrag für eine zukunftsfeste Bestandssanierung zu einem Niedrigstenergiegebäude. Die positiven Aspekte des Baukörpers sollten dabei erhalten und verbessert werden, wie zum Beispiel der Charakter einer Community, also eines städtischen Zentrums. Zwei Gebäudeteile sollten weichen, um Platz für Neues zu schaffen – u.a. der seinerzeit topmoderne Handelsraum. An seine Stelle tritt ein neuer Bürotrakt mit einem Restaurant im Obergeschoss.
Im Zuge der Transformation des Baukörpers aus den 1980ern werden ihm auch drei weitere Y-förmige Flügel hinzugefügt. Die Bruttogeschossfläche steigt von 75.000 m² früher auf knapp 107.000 m² für künftig rund 11.000 Mitarbeiter. Die verschiedenen Lichthöfe werden miteinander zu Passagen verbunden. Dank neuer Klimatechnik konnten die im Zuge einer ersten Sanierung in den 1990er Jahren eingebauten niedrigen Klimadecken entfernt werden, um so auch mehr Licht in die Büros zu bekommen.
GU für die Gesamtsanierung ist der Baukonzern Royal BAM Group. Dieser wiederum beauftragte die Häring Timber Technology AG in Eiken (Schweiz) als alleinigen Auftragsnehmer mit der Planung, Produktion und Montage von rund 30.000 m² neuer Holzbaustrukturen, die die Silhouette des Baukörpers aus den 1980er Jahren begradigen und die Büroflächen deutlich erweitern. Ende September wurde Richtfest für einen dritten Bauabschnitt (Gebäudeteil AB/BA) begangen, der ein Tragwerk in Holz-Skelettbauweise mit vorgefertigten BSH-Deckenbalken, CLT-Elementen und Stahlverstrebungen hat. Augenfälligstes Element sind dabei die auf den Fotos gezeigten Y-förmigen Deckenstützen, die Reminiszenzen an einen Aufenthalt im Wald hervorrufen. Sie wurden von der Häring-Tochter Roth Burgdorf AG produziert. Als Subunternehmen der Häring AG und wichtigste Projektpartner fungierten außerdem die Firmen Anselm Schoen Holzbau-Planung, Holzprojekt AG, Aspect Structural Engineers und Hasslacher.
Ein wichtiger Teil der Sanierung ist die Schaffung zusätzlicher Grünzonen im und am Gebäude, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Teile des Komplexes sollen, wenn die Sanierung 2027 abgeschossen ist, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wie zum Beispiel auch das begrünte zentrale Atrium mit dem Haupteingang zur Bank. In einer der Passagen im Untergeschoss will die ABN AMRO künftig auch ihre Kunstsammlung präsentieren.
Bei derartigen Sanierungsvorhaben fallen immer auch viele Materialien an, die ausgebaut werden. Laut Broekbakema werden 70.000 m² Gebrauchtmaterialien bei der Sanierung wiederverwendet. Die Wiederverwendung wird vom Amsterdamer Architekturbüro INBO organisiert. Deckenverkleidungen und Innenwände wurden sorgfältig demontiert und zur Wiederverwendung eingelagert.
- Architektur: Broekbakema, INBO
- Bauherrin: ABN Amro
- Developer: EDGE Technologies
- GU: Royal BAM Group
- Holzbau: Häring AG und Roth Burgdorf AG
- Autragsnehmer von Häring AG: Anselm Schoen Holzbau-Planung, Holzprojekt AG, Aspect Structural Engineers, Hasslacher Norica Timber u.a.
Fotos/Renderings: Broekbakema; Andy Stützer/Anselm Schoen; Ruud Hoppenbrouwers








