Bauten

03|2024

Ein Gebäude wie ein Stapel Bücher

Der Neubau einer Bücherei in Barcelona hat in der nordspanischen Metropole ein architektonisches Ausrufezeichen in Sachen öffentliches Bauen gesetzt. Die auf lateinamerikanische Literatur spezialisierte „Biblioteca Gabriel García Márquez“ im Stadtteil Marti ist seit ihrer Eröffnung am 28. Mai 2022 vom Publikum sehr gut angenommen und 2023 zur Welt-Bibliothek des Jahres gekürt worden. Damit erreichte der Holz-Hybridbau mit vielen Sichtholzflächen (Fichte) im Inneren auch über Spanien hinaus schnell große Bekanntheit.

Benannt ist er nach dem kolumbianischer Autor und Journalisten Gabriel García Márquez, der zwischen 1967 und 1975 in der katalanischen Hauptstadt gelebt hat und 1982 mit dem LiteraturNobelpreis ausgezeichnet wurde. Umgesetzt wurde ein Entwurf des Büros SUMA arquitectura, der 2015 aus einem Wettbewerb des kommunalen Infrastrukturbetriebs BIMSA, Barcelona d’Infraestructures Municipals, SA als Sieger hervorgegangen war: er erinnert äußerlich an einen Stapel überdimensionaler Bücher.

Die Tragwerksplanung des spanischen Ingenieurs Miguel Nevado ersetzte die üblichen Stahlbeton-Erschließungskerne durch Holzstrukturen. Der 4.170 m² große 4- bis 5-Geschosser hat drei vertikale Brettsperrholzkerne, um die herum die verschiedenen Programmbereiche der Bibliothek angeordnet wurden. Zwei dieser Kerne haben eine dreieckige Form, sie nehmen Treppen und Aufzüge neben dem ebenfalls dreieckigen Innenhof auf. Ein dritter quadratischer Kern umschließt Toiletten- und Lagerräume.

Der Innenhof mit dem Haupttreppenhaus bringt natürliches Licht ins Gebäudeinnere. Er fungiert gleichzeitig als Sonnenkamin - eine Bauweise, die besonders in heißen und feuchten Regionen wirksam ist. Die sich im Inneren erwärmende Luft steigt auf und sorgt über die Zirkulation für eine natürliche Belüftung des Gebäudes. Die stützenfreien Spannweiten wurden mittels eines hybriden räumlichen Fachwerksystems (Pratt) aus CLT-Platten und Leimholzstützen (BSH) erreicht, die mittels diagonaler Stahlstreben ausgesteift wurden. Ein System aus Holz- und Stahl (mit Ortbetonauflage in den Decken) ermöglichte großflächige, offene Räume in den darunter liegenden Ebenen. Das Projekt wurde von den Planern als eine große Tischlerarbeit verstanden. Alle Baugruppen wurden so entworfen, dass Beschläge und Verbindungen weitgehend unsichtbar bleiben. Die Gebäudehülle besteht aus einem Verbundwerkstoff aus glasfaserverstärkten Polyurethanharz-Elementen. Die Höhe der Baukosten wird mit 9,3 Mio. Euro beziffert.

Als Generalunternehmer für das Gebäude fungierte UTE CRC Obras y Servicios-Vías y Construcciones S.A.. Die Holzbaumontage führte VELIMA System sl mit werksvorgefertigen Brettsperrholzelementen (1.202 m³ CLT von KLH Massivholz) und BSH-Bauteilen (von binderholz group) aus. 

  • Architektur: SUMA arquitectura
  • Tragwerksplanung: Miguel Nevado
  • Bauausführung: UTE CRC Obras y Servicios-Vías y Construcciones S.A.
  • Holzbau: VELIMA System sl, KLH Massivholz, binderholz group
  • Fotos: Suma/Jesus Grandada; Velima