Bauten
11|2025
Busdepot mit speziellem Brandschutzkonzept
Heute stellen wir ein Holzbauprojekt vor, an dem sich die Herausforderungen bei der Transformation des Stadtbusbetriebs ablesen lassen. Und wie sie sich mit Holzbau architektonisch ansprechend meistern lassen.
Im September wurde der erste Bauabschnitt mit drei Doppelhallen (von geplanten 6) des neuen Busdepots der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB AG) im Stadtteil Gaisburg fertig. Die alte Abstellhalle für 120 bis 140 Busse war bei einem Feuer am 30. September 2021 ausgebrannt - mit ihr 25 Busse, darunter zwei E-Fahrzeuge und zwei Oldtimer. Ursache war ein technischer Defekt bei einem Ladevorgang einer der E-Busse. Unter dem durchgehenden Betonflachdach stauten sich Rauchgase und Hitze, was die Brandausbreitung begünstigte. Die 1995/96 Halle war danach einsturzgefährdet und wurde abgerissen.
Der Neubau wurde von den SSB in zwei Abschnitten geplant, um wenigstens einen Teil des zentral im Stuttgarter „Kessel“ gelegen 4,2 ha großen Geländes möglichst bald wieder in Betrieb nehmen zu können, denn Flächen sind in der Stadt knapp und teuer.
Außerdem wurde vom beauftragten Architektur- und Tragwerksplanungsbüro (schlaich bergermann partner) in Abstimmung mit SSB, Feuerversicherung, Feuerwehr und der Stuttgarter Baubehörde ein Schutzkonzept erstellt, um für künftige Brände besser gewappnet zu sein: Eine leichte, möglichst offene Konstruktion, bei der Rauch und Hitze nach oben entweichen können. Außerdem wurde die Abstellfläche in sechs Doppelhallen mit Feuergassen unterteilt, um Brandüberschlag zu erschweren. Holz in der Dachkonstruktion wurde nicht nur wegen des geringeren CO2-Fußabdrucks, seiner Kreislauffähigkeit und der günstigen Bilanz bei Grauer Energie gewählt, sondern auch, weil es elektrisch nicht leitend ist (geringeres Kurzschlussrisiko im Elektrobetrieb) und im Brandfall seine statische Funktion länger beibehält.
In jede einzelne der drei 43 m langen Doppelhallen mit 2 x 19,60 m stützenfreier Spannweite wurden von müllerblaustein HolzBauWerke GmbH als beauftragtem Holzbaubetrieb fünf linsenförmige Dachelemente aus 30 Bogenträger-Paaren eingesetzt, jeweils verstärkt mit Zugbändern aus Stahl. Die Elemente ruhen auf V-förmigen Stahlbeton-Lisenen, die zusammen mit wiederverwendeten Mauerwerksziegeln die aussteifenden seitlichen Brandwände bilden. Die hölzernen Dachelemente – mit Furnierschichtholz beplankt - wechseln sich mit Wetterschutz-Membranen aus PVC ab, die Licht in die Hallen lassen (und im Brandfall schmelzen und Hitze und Rauchgase entweichen lassen). Die Dächer nehmen auch wichtige Teile der Ladeinfrastruktur für den E-Busbetrieb auf. Der zweite Bauabschnitt soll bis Ende 2026 fertig werden.
- Architektur: schlaich bergermann partner
- Tragwerksplanung: schlaich bergermann partner
- Bauherr: Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB)
- Holzbau: müllerblaustein HolzBauWerke GmbH, HASSLACHER NORICA TIMBER
- Fotos: SBP/Grachten, Müllerblaustein, AR Ingenieure, HASSLACHER NORICA TIMBER








