Bauten
02|2025
Holzbausanierung an Unesco-Welterbe-Stätte in Essen
Die Zentralkokerei der Zeche „Zollverein“ in Essen (NRW) war von 1961 bis 1993 aktiv und zeitweilig die modernste Kokerei Europas. Von der Ruhrkohle AG wurde dort Steinkohle zu Koks umgewandelt, der für die Verhüttung von Erz zu Eisen und Stahl benötigt wurde. Wegen sinkender Koksnachfrage aufgrund der Verfügbarkeit von billigerem Öl und Erdgas als und der Stahlkrise Anfang der 1990er Jahre wurde die Zentralkokerei Zollverein 1993 stillgelegt. Die Anlage sollte nach China verkauft werden, aber dazu kam es nicht. Das Land Nordrhein Westfalen übernahm das Zollverein-Gelände und stellte u.a. auch die Kokerei unter Denkmalschutz. 2002 wurden Zeche und Kokerei Zollverein in die Liste des Unesco-Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen.
Beton- und Stahlfachwerkquader kontrastieren mit Schornsteinen, Rohrleitungen und Anlagenbestandteilen, aber um dem Verfall der Anlagen auf dem 50 ha großen Kokereigelände Einhalt zu gebieten, muss ständig saniert werden. An ein paar wenigen Stellen trifft man auf Holzbau, z.B. an den Koks-Löschtürmen. Der 1971 errichtete Löschturm Mitte wurde im vergangenen Jahr im Auftrag der Stiftung Zollverein denkmalgerecht grundsaniert. Er diente gemeinsam mit den Löschtürmen Ost und West dem Ablöschen von Koks. Der Koks aus den Öfen wurde in Löschwagen gedrückt und auf dem Löschgleis unter die Löschtürme gefahren. Das dort installierte Rohrleitungssystems löschte den Koks mit Wasser, der aufsteigende Dampf wurde mittels einer hölzernen Löschhaube eingefangen und dann in den Löschturm (ein 18 m hohes Betonbauwerk) und den darauf stehenden, 17 m hohen Holzschlot abgeleitet.
Die Sanierung wurde von Böll Architekten aus Essen geplant und koordiniert. Die wegen akuter Einsturzgefahr bereits 2020 abgebrochene Löschhaube wurde originalgetreu als Pfettendachkonstruktion neu errichtet. Am Tragwerk des Schlotes aus vier Vertikalstützen mit horizontalen und diagonalen fachwerkartig angeordneten Streben wurden geschädigte Balkenteile und alle Bolzen ausgetauscht sowie geschädigte Knoten ertüchtigt und verstärkt. Schließlich wurde die innenliegende Verschalung neu aufgebracht. Von der beauftragten Holzbaufirma Haveloh GmbH aus Ahaus wurden insgesamt 55 m³ kd-imprägniertes Holz (KVH) verbaut (KVH und 850 m² Brettschalung). Eine besondere Herausforderung war die denkmalgerechte Instandsetzung der Knotenpunkte ohne Demontage der Balken. Das Holz wurde mit „Korasit KS2“ von Kora Holzschutz behandelt. Die Tragwerksplanung lieferte HEG Beratende Ingenieure aus Düsseldorf.
- Architektur: Böll Architekten aus Essen
- Bauherr: Stiftung Zollverein
- Tragwerksplanung: HEG Beratende Ingenieure aus Düsseldorf
- Holzbau: Haveloh GmbH
- Holzschutz: Kora Holzschutz
- Fotos: Thomas Mayer, Neuss