Bauten

03|2025

Ein Demonstrationsort für Rathausbau in kleinen Gemeinden

Gedauert hat es, ist letztlich aber sehr ansehnlich geworden: das neue Rathaus von Bingen in Oberschwaben (B-W). Der kleine Ort liegt im ländlichen Raum, 5 km nordöstlich von Sigmaringen. Vor 10 Jahren beschloss sein Gemeinderat, mit einem zur Nachahmung anregenden Neubau positiv zum Ortsbild beizutragen. Wissen muss man, dass Bingen nur (oder noch) 2.700 Einwohner hat und etwa 1.100 ha Gemeindewald.

Aus einem Architekturwettbewerb mit vier Vorschlägen wählte Bingens Gemeinderat im Juli 2016 den Entwurf von Schaudt-Architekten aus Konstanz aus. Modern und möglichst einfach, aber im Innern hell und flexibel sollte es sein für Umbauten bei anderem Raumbedarf . Bis der Baugrund in Ortsmitte im August 2020 geräumt war, verstrichen fünf Jahre. Im Mai 2020 fiel der Entscheid für einen Holzbau mit Stahlbeton-Kellergeschoss. Die Tragwerksplanung lieferte Baustatik Relling aus Singen. Ein Jahr später kam die Baugenehmigung aus Sigmaringen und Ende 2021 vergab die Bingen die Hauptgewerke für einen Viergeschosser (Keller, EG, 1. OG und DG) mit 908 m² Gesamtfläche. Sein länglicher Baukörper und die Dachform mit einem recht steilen Satteldach passen sich gut in die Umgebung ein. Mit dem Keller-Baustart nahm auch die mit dem Holzbau beauftragte Zimmerei Riester aus Leibertingen (20 km westlich von Sigmaringen) die Vorfertigung von Wandelementen und dem Abbund der Tragwerkskonstruktion. Der klassische Familienbetrieb mit 8-köpfiger Belegschaft stützte sich bei dem Vorhaben auf leistungsstarke Zulieferer. Vorfertigung, Holzbau-Montage, Innenausbau und Fassadenbau führte Riester selber aus.

Habisreutinger lieferte die Komponenten des Skeletts aus BuchenFSH von Pollmeier, außerdem die BSP-Decken- und Wandtafeln und Aufzugsschacht-Elemente aus der Produktion von Binderholz. Die zu Beginn der Bauphase stark ansteigenden Baukosten belasteten das Projekt und die budgetierten 3 Mio. Euro waren nicht zu halten. Dennoch wurde im Oktober 2022 mit dem Aufrichten begonnen. Die Innentreppe lieferte Wiehl Treppen aus Bingen, die sie mit BSH von Burgbacher Trossingen baute und mit Baubuche-Platten belegte. Das KVH für den Dachstuhl lieferte Schneider Eberhardszell, die Firstpfette aus Buchen-FSH wiederum Pollmeier. Fenster, Außentüren und Verschattungen hat Richard Stocker aus Uttenweiler gebaut. Für den Innenausbau lieferte Habisreutinger Weißtannen-Decken- und Wandelemente von Lignotrend. An die Fassade wurde vorvergraute Weißtannenschalung von Schönweiler-Holz in Heudorf montiert.

Die Baukosten summierten sich letztlich auf 4,7 Mio Gesamtkosten (mit Außenanlange und Möblierung). Bingen erhielt rund 1,27 Mio. Förderung aus vier Töpfen (EU/Efre, Bund und MLR). Die reine Bauzeit betrug 1,5 Jahre. Im Oktober 2023 konnte die Verwaltung in den Neubau einziehen.

  • Architektur: Schaudt Architekten GmbH 
  • Bauherrschaft: Gemeinde Bingen 
  • Tragwerksplanung: Baustatik Relling GmbH 
  • Holzbau: Riester Holzbau GmbH 
  • Fotos: Michael Setz, Schaudt Architekten